Man spricht heute oft von „Work-Life-Balance“: Wie beurteilen Sie dieses Thema allgemein und mit Blick auf Ihren Beruf?
Das Thema Work-Life-Balance hat in meiner Tätigkeit als Wirtschaftspsychologin eine große Bedeutung. Die Ressource Mensch ist für Unternehmen sämtlicher Branchen und Bereiche die wertvollste und wichtigste. Work-Life-Balance ist ein komplexes und vielschichtiges Thema, das sowohl individuelle und organisatorische als auch wirtschaftliche Aspekte umfasst. Eine gute Balance zu finden, erfordert Bewusstsein und aktive Bemühungen sowohl von Seiten der Arbeitnehmenden als auch der Arbeitgeber. Langfristig profitieren beide Seiten von einer ausgewogenen Work-Life-Balance durch gesteigerte Zufriedenheit, Gesundheit und Produktivität.
Work-Life-Balance beinhaltet nicht nur einen Arbeitstag, der strukturiert und gut organisiert ist und zudem notwendige und ganz bewusste Pausen beinhaltet. Eine Balance entsteht auch in der Gestaltung der arbeitsfreien Zeit. Freizeit soll für Erholung, für Erlebnisse, für Abenteuer genutzt werden. Freizeitstress wirkt sich wie Stress bei der Arbeit genauso negativ auf die Gesundheit, Zufriedenheit und Produktivität aus.
Was dabei für die eine Person eine gute Work-Life-Balance darstellt, kann für eine andere Person unzureichend sein. Es gibt keine Einheitslösung, da Menschen unterschiedliche Bedürfnisse und Prioritäten haben. Individuelle Betrachtungen und Lösungen machen den Unterschied.
Eine gute Balance ist entscheidend für die körperliche und geistige Gesundheit. Übermäßige Arbeitsbelastung kann zu Stress, Burnout und anderen gesundheitlichen Problemen führen. Studien zeigen, dass Mitarbeitende, die eine gute Balance zwischen Arbeit und Privatleben haben, produktiver und kreativer sind. Eine ausgewogene Work-Life-Balance trägt zur allgemeinen Lebenszufriedenheit bei, da sie ermöglicht, dass Menschen Zeit für Familie, Freunde, Hobbys und Erholung haben.
Wie halten Sie Ihre eigene Balance?
Nach 20 Jahren im Berufsleben habe ich mir unterschiedliche Möglichkeiten erschaffen, meine Balance zwischen den beruflichen Heraus- und Anforderungen und meinen persönlichen Bedürfnissen zu halten. In manchen Lebensabschnitten gelingt mir die Balance besser, in anderen nicht ganz so gut, das gehört zum Leben dazu. Den Stand meines persönlichen Akkus habe ich aber stets im Blick, damit er nie ganz leer ist.